Störungen der Sprache
- Störungen der Sprache vor Abschluss der Sprachentwicklung
- Störungen der auditiven Wahrnehmung
- Störung der Artikulation/ Dyslalie
- Störung des Sprechens/ der Sprache bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit
- Störungen der Sprache nach Abschluss der Sprachentwicklung / Aphasien und Dysphasien
- Störungen der Sprechmotorik / Dysarthrie/ Dysarthrophonie / Sprechapraxie
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Definitionen und Ursachen
Definition Störung der Sprache vor Abschluss der Sprachentwicklung:
Sprachentwicklungsstörungen und Sprachentwicklungsverzögerungen sind vor Abschluss der Sprachentwicklung zeitliche und / oder strukturelle Abweichungen von der normalen Sprachentwicklung und können alle Bereiche des Sprachsystems betreffen:
- Lautsystem (Phonologie)
- Wortschatz (Semantik/ Lexikon)
- Grammatik und Satzbau (Morphologie/ Syntax)
- die allgemeine Kommunikationsfähigkeit (Pragmatik)
- das Sprachverständnis
Auch die Entwicklung von schriftsprachlichen Fähigkeiten kann gestört sein.
Ursachen:
- Allgemeine Entwicklungsstörungen
- Hörstörungen
- Hirnreifungsstörungen
- familiäre Sprachschwäche
- genetisch bedingte Krankheiten/ Syndrome
- mangelhafte familiäre sprachliche Anregung
- geistige und körperliche Behinderungen
- Schädel-Hirn-Traumata
- entzündliche Hirnerkrankungen
- Hirntumore, Hirnoperationen
Definition Störung der auditiven Wahrnehmung:
Obwohl das periphere Hören intakt ist, kommt es zu Störungen der zentralen Verarbeitung von Hörreizen. Das Ohr an sich ist in der Lage den Schall adäquat aufzunehmen. Ein üblicher Hörtest beim Arzt ist unauffällig. Die Weiterleitung und Weiterverarbeitung durch den Hörnerv und das Gehirn ist unzureichend möglich. Das Schallsignal wird nicht ausreichend oder nicht korrekt erfasst, gespeichert, eingeordnet und/ oder interpretiert. Diese Störungen können sich in den verschiedenen Teilfunktionsbereichen in unterschiedlicher Ausprägung zeigen und zu verschiedensten Entwicklungsbeeinträchtigungen führen (z.B. Ausbildung einer Lese-Rechtschreib-Störung).
Teilfunktionen der auditiven Wahrnehmung sind:
- Richtungshören
- Trennung von Nutz- und Störschall
- dichotisches (gleichzeitigen) Hören
- auditive Aufmerksamkeit
- Diskrimination (Unterscheidung)
- Merkfähigkeit
- Auditive Analyse
- Auditive Synthese (Zusammenfügung)
- Auditive Ergänzung
- Auditives Zeitauflösungsvermögen
- Lautstärkenempfinden
Diese Problematik wird z.B. deutlich durch:
- erschwertes Lernen (auswendig)
- Merken von mehrteiligen Aufträgen fällt schwer
- Sprache wird und unruhiger Umgebung (Störgeräusche) schwer verstanden => häufiges Nachfragen
- längeres, aufmerksames Zuhören (z.B. bei einer Geschichte) ist nicht gegeben
- betroffene Personen sprechen selbst sehr laut und stellen TV/ Radio sehr laut ein
- schnelle Ermüdung und leichte Ablenkbarkeit
- klangähnliche Laute und / oder Wörter werden verwechselt
Ursachen:
Die Ursachen sind nicht immer erkennbar und werden in medizinischen und umweltbedingten Faktoren gesucht:
- Hirnreifungsverzögerungen
- frühkindliche Hirnschädigungen
- Mittelohrentzündung im frühen Kindesalter
- ungünstiges Angebot von Hörreizen im frühen Kindesalter (Reizüberflutung/ mangelnde Hörangebote)
Definition Störungen der Artikulation / Dyslalie:
Dyslalie ist die Unfähigkeit, einzelne Sprachlaute altersgemäß korrekt zu bilden. Es entstehen Fehlbildungen, Ersetzungen oder Auslassungen von Lauten.
Ursachen:
peripher bedingte Störungen der Sprechmotorik / orofaciale (mund- und gesichtsmotorische) Dysfunktionen (z.B. durch Saug- und Lutschgewohnheiten, orofaciale Hypotonie bei gestörter Nasenatmung)
zentral-auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen
falsch erworbene Artikulationsmuster im Rahmen des Lauterwerbs in der Sprachentwicklung
mangelhaftes Sprachvorbild
regressives Verhalten
genetische Disposition
Definition Störung des Sprechens / der Sprache bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit:
Der Störungsort entscheidet über die Art der Schwerhörigkeit.
- Schallleitungsschwerhörigkeit
Störung der Schallaufnahme und Schallweiterleitung im äußeren Ohr und im Mittelohr.
- Schallempfindungsschwerhörigkeit
Störung im Innenohr, also in der Cochlea oder dem Hörnerv.
- kombinierte Schwerhörigkeit
Mischformen einer Schallleitungs- und einer Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Die Höreinschränkungen werden nach Schweregraden eingeteilt. Man unterscheidet
- geringgradig (bis 40 dB)
- mittelgradig (40 bis 70 dB)
- hochgradig Schwerhörigkeit (70 bis 90 dB)
- Resthörigkeit (ab 90 dB; mit Taubheit gleichzusetzen)
Ursachen:
- genetische Hörstörungen (z.B. im Rahmen von Syndromen)
- pränatal (vor der Geburt) erworbene Hörstörungen
- Infektionen der Mutter (z.B. Röteln, Toxoplasmose, Mumps)
- Sauerstoffmangel mit Embryopathie (angeborene Erkrankungen oder Fehlbildungen)
- toxische Schäden (Medikamente, Drogen, Alkohol)
- weitere seltene Ursachen wie Mangelernährung der Mutter, Röntgenstrahlung etc.
- perinatal (während der Geburt) erworbene Hörstörungen
- Sauerstoffmangel
- Frühgeburt
- Gelbsucht aufgrund von Rhesusinkompatibilität
- postnatal (nach der Geburt) erworbene Hörstörungen
- Infektionskrankheiten (z.B. Hirnhautentzündung, Mumps, Masern)
- toxische Schäden durch Medikamente
- Traumata
- Mittelohrtumoren
- idiopathische (ungeklärte) Ursachen
Definition Störungen der Sprache nach Abschluss der Sprachentwicklung / Aphasien und Dysphasien:
Aphasien und Dysphasien sind nach Abschluss der Sprachentwicklung erworbene Sprach- und Kommunikationsstörungen, die als Folge einer Erkrankung des zentralen Nervensystems auftreten.
Geschädigt wird das sogenannte Sprachzentrum mit den Sprachfunktionen des Gehirns. Es befindet sich bei mehr als 90 % der Menschen in der linken Hirnhälfte.
Die aphasischen und dysphasischen Störungen können sich in allen sprachlichen Modalitäten zeigen, also beim Sprechen und Verstehen, Lesen und Schreiben. Sie betreffen alle Ebenen der sprachlichen Verarbeitung (Wortschatz, Satzbau und Lautstrukturen).
Ursachen:
- Schlaganfälle (80 %)
- Hirnblutungen
- Schädel-Hirn-Traumata
- Hirntumore
- entzündliche Hirnerkrankungen
- degenerative Hirnerkrankungen
Definition Störungen der Sprechmotoik / Dysarthrie / Dysarthrophonie / Sprechapraxie:
Dysarthrien und Dysarthrophonien sind erworbene neurogene Sprechstörungen durch Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems mit Beeinträchtigung der Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen. Die Bewegungsstörung kann alle am Sprechen beteiligten Muskelgruppen betreffen: Atemmuskulatur, Kehlkopfmuskulatur, Artikulationsmuskulatur. Die Störung kann in schweren Fällen zu völliger Unverständlichkeit des Sprechens führen.
Die Sprechapraxie, auch verbale Dyspraxie genannt, ist eine Störung der Programmierung von Sprechbewegungen.
Die betroffenen Patienten wissen zwar, was sie sagen möchten und können dies auch aufschreiben, aber die Erinnerung daran, wie die Sprechorgane bewegt werden müssen, um die Wörter auszusprechen, ist beeinträchtigt.
Ursachen:
- Schlaganfall / Hirnblutung
- Syndrom Erkrankung
- frühkindliche Hirnschädigung
- Schädel-Hirn-Trauma
- Tumor des Gehirns bzw. der linken Hirnhälfte bei Sprechapraxie
- fortschreitende Erkrankung des Nervensystems (Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose)
- Entzündungen / Infekte des Gehirns
- Vergiftungen
- Anfallsleiden
Sind Sie selbst oder Verwandte / Bekannte von einem der o.g. Störungen betroffen oder haben Sie allgemeine Fragen?
Scheuen Sie sich nicht mich anzuschreiben oder anzurufen. Gerne berate ich Sie und helfe Ihnen weiter.
Nach Absprache können Therapien auch als Hausbesuch im Eigenheim oder in sozialen Einrichtungen erfolgen.
Ihre Logopädin
Claudia Thielen